Meine „Wanderung“ von Tasartico zum geheimen Playa de Güigüi und zum Punta Güigüi Chico:
Mein persönlicher Jakobsweg

Zu meiner selbst auferlegten „Vermessungsaufgabe“ der Insel Gran Canaria gehört natürlich auch das, was man nicht einfach mit dem Bus oder dem Mietwagen erreichen kann. Viele schöne Plätze auf der Insel, egal ob im Landesinneren oder an den Küsten sind prinzipiell sehr gut zu erreichen. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen man Angst vor den Serpentinen ohne Leitplanken auf Straßen haben musste, die ungefähr 1,25 Mal so breit sind, wie ein Auto.
Ein Tagesausflug nach Tasartico und den Weg zum versteckten Strand von Guigui (oder auch Güigüi)
Was jedoch wenigen bekannt ist, ist, dass auf der Westseite der Insel zwei wunderschöne Strände versteckt und von aller Zivilisation abgeschlossen liegen. Playa de Guigui sind faktisch zwei Buchten mit wunderschönen Stränden (Playa de Guigui und der dahinterliegende und überhaupt nicht vom Land erreichbare Punta Guigui Chico), die so abgelegen und versteckt liegen, dass man sie nur schwerlich erreichen kann.
Es führt keine Straße in die Barrancos (Barranco de Guigui Grande), da hier das Vulkangestein, die Berge und Canyons sich einfach in den Weg gestellt haben.
Nur wenige Buchten ab Puerto de Mogan und dann erst knappe 30km dahinter Playa de San Nicholas de Tolentino sind überhaupt, wenn auch schlecht mit dem Auto erreichbar (und vor allem sind diese nicht wirklich schön oder den Weg wert). ABER zwischen Tasartico (ein Barranco weiter als Tasarte) und San Nicholas liegen die oben genannten Traumstrände. Sie sind auch nur von diesen beiden Punkten aus erreichbar.
Mit dem Auto sollte man von Playa del Ingles oder Maspalomas zuerst die GC-01 nehmen, die einen in einer Bucht hinter Puerto Rico dann auf die Küstenstraße GC-200 führt. Dieser folgt man dann über die Buchten nach Puerto de Mogan, über Mogan selbst dann ins Inland, so als wollte man nach San Nicholas fahren. Nach Tasarte muss man bei der nächsten Gelegenheit links nach Tasartico abbiegen (auf die GC-204) (zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dort einen Ausblickspunkt in das Tal von San Nicholas (ein, wie hier genannter Mirador), wo auch fruchtige Drinks zu kaufen sind).
Die neu erbaute Straße (auch nicht wirklich breit und bei Gegenverkehr ein wirkliches Problem, da man bis zur letzten Beuge zurückfahren muss, um den anderen vorbei zu lassen) bringt einen doch sicherer in das Dorf Tasartico (welches letztlich nur Landwirtschaft betreibt – man sieht auch bei google-earth die „Felder“ die, wie auf Gran Canaria typisch durch Planen abgedeckt sind).


Im Dorf sollte man sich links halten und an Plantagen vorbei ins Tal (in Richtung Wasser fahren) und auch erst sehr spät den Wagen abstellen (der offizielle Parkplatz ist ca. 2 km vom Anfangspunkt der Bergbesteigung entfernt). Die Straße, die ab dem Ort auch wieder unbefestigt ist, ist schmal und bietet daher leider in der Nähe wenige Möglichkeiten in der Nähe des Fußpfades zu parken.

Ich bin zunächst auch daran vorbei gelaufen und erinnerte mich erst als ich hölzerne Telefon/Stromleitungen rechterhand den Berg hinauf führen sah – dorthin, wo eben gerade nichts ist. Es gibt zwei Anfangspunkte (einen hinter eben diesen Strommasten und einen davor), wobei der höhergelegene (auch zum Parkplatz nähere), der bessere ist.

Es steht auf einem Wasserrohr einfach mit Sprühlack: „a guigui“. Ein Kasten an einem Pfahl, der irgendwie zu einer Umweltschutzorganisation (Reserva Natural Especial de Guigui) gehört (leider wurden alle weiteren Informationen darauf übersprüht) weist ebenfalls auf diesen ersten Anfangspunkt hin.

Der Anfang des Weges ist leicht und führt langsam in den Canyon hinauf (Cañada de Aquas Sabinas). (Man sieht die Strom/Telefonkabel an den Holzmasten als Hinweis auf die grobe Richtung. Dann wird einem irgendwann klar, dass man fast an absoluter Höhe des Bergrückens die Überquerung über den Kamm wagen muss.



Man besteigt also den Degollada (Pass) de Aguas Sabinas zwischen dem links liegenden Berg Montaña de Aguas Sabins (736m Höhe) und dem unbenannten Berg auf der rechten Seite (mit 796m Höhe). Der Weg wird zunehmend steiler, bis man ganz oben (nach ca. einer Stunde Marsch und Kletterns) dann nur noch an Zick-Zack-Steigen steht und steil bergab in das Tal schauen kann. Die ungefähre Höhe an diesem Punkt dürfte bei knappen 700 Höhenmetern liegen.



(Wie hoch ich im Tal von Tasartico gestartet bin, weiß ich nicht, vermute aber unter 200 Meter über NN – jedenfalls ist der Anblick schon mehr als nur beunruhigend, wenn man so wie ich, leichte Höhenangst hat, da man dann erst sieht, wie steil man tatsächlich hinauf geklettert ist und vor allem, dass man diesen Weg irgendwann wieder rutschig auf losem Kies, Geröll, kleinen Steinen oder großen Findlingen wieder hinunter klettern muss).

(Es gilt immer zu beachten: rauf ist insofern von der Bewegung her leicht, weil man hangwärts schauen kann und einfach nur steil nach oben steigt, aber vom Kraftverbrauch ist es sehr ermüdend. Runter ist primär ein Vorsichts/Konzentrationsproblem, da man leicht ins Rutschen geraten kann und wirklich leicht viele Meter abrutschen würde (was einen nur in wenigen Situationen töten würde, aber einen Beinbruch,… unweigerlich hervorrufen würde, weil es wirklich steil ist).

Direkt nach Überquerung des Kammes kann man rechts innehalten und sich am Felsen anlehnen (durchlöcherte Lavafelsen bieten halt) und wenn man, im Gegensatz zu mir auch auf dem Hinweg hier schon die Augen auf hat, sieht man je nach Wetterlage von hier schon den Pico de Teide von Teneriffa über der Wolkenschicht ganz links über dem gerade erst betretenen Canyon de Guigui und dem noch weit entfernten Meer. (Trotz allem habe ich hier ernsthaft darüber nachgedacht, das ganze Vorhaben genau hier abzubrechen und mir einzugestehen, dass es einfach zu viel für mich ist. Nur die Tatsache, dass man es sich nicht eingestehen möchte hat mich dazu bewegt, doch weiter zu gehen).

So, also jetzt muss man ja nur noch bergab!
Ja, wenn das so leicht wäre.
Nach anfänglichen wirklich steilen Zick-Zack-Strecken, gefolgt von endlich angenehmen und nur leicht abfallenden langen Bögen unterhalb der Canyon-Krone geht es dann wieder unangenehm und wackelig talwärts.

Man muss (deutlich später und tiefer) in ein ausgetrocknetes Flussbett, an kleinen Auen vorbei, an einer kleinen Oase vorbei (die als Wasserquelle dient), letztendlich zu den drei Hütten (zu denen die Kabel führen und die das Quellwasser in eine Zisterne abpumpen).







Hier soll angeblich im Sommer sogar ein Mensch leben und ggf. ein Getränk für den Wanderer parat haben. An den Hütten vorbei hat man vielleicht nur noch 300 Höhenmeter vor sich, (die sich entsprechend langziehen), bis man den ersten Strand von Guigui erreicht.





UND HIER IST DIE BELOHNUNG FÜR ALL DIE ANSTRENGUNGEN,
die mich im Übrigen nur für den Hinweg schon 2,5 Stunden gekostet haben!



















Die beiden Strände liegen ruhig und menschenleer nebeneinander (hat man gerade Niedrigwasser, kann man beruhigt zum zweiten, etwas längeren Strand Punta Guigui Chico und sich dort hinlegen, sollte jedoch immer den Wasserstand und die Felsen, die beide Strände trennen, im Auge haben. Ich habe mit gewisser Unruhe dort gelegen, da mir ein weitaus schwieriger und ermüdender Rückweg Sorge bereitete.



(Hinweg: wenn ihr dieses Feld / Lagerbereich hier seht, seid ihr zu weit gelaufen, da der Einstieg weiter oben im Tal liegt.)
Der untere Weg (bis zur Hälfte des Barancos im Tasartico Tal) soll kaum noch gangbar sein. Auch soll der Weg über San Nicholas de Tolentino nicht die gute Wahl sein, da er deutlich langwieriger sein soll.

Den Rückweg beschreibe ich jetzt nicht weiter, da er leider nur noch der schmerzhaft lange, notwendige und traurige Abschied dieses wundervollen Ortes ist. Es ist nur unbedingt zu sagen, dass er mehr als eine halbe Stunde länger gedauert hat, weil man einfach nicht mehr so frisch ist, wie am Morgen und dem Hinweg. UND so wenig das hier zu vermitteln ist, es ist der Rückweg, der (wenn am gleichen Tag zurück gegangen werden muss und nicht auf dem Plateau gezeltet / übernachtet werden kann) hier das tatsächliche Problem darstellt und einem die Grenzen der physischen (und auch psychischen) Belastung aufzeigt.
Eine Luftlinie von 5 km (bei google-earth) bedeutet aufgrund der vielen Serpentinen deutlich mehr als 10km je Wegstrecke. Den Höhenunterschied auf beiden Seiten von je maximal 700m sollte man auch nicht außer Acht lassen.
Mein Fazit:
Schön, dass ich es gemacht habe. Schön, dass ich nicht umgedreht habe. Wunderschön auch der Strand und diese Ruhe – Ich mache es aber definitiv so schnell nicht wieder und werde die Geschichte samt Bildern meinen Enkeln erzählen. Zehren von den schönen Bildern und Erinnerungen werde ich jedenfalls noch lange! Von allen Dingen, die ich bisher in meinem Leben angegangen bin, von allen verrückten Ideen, die ich hatte, von alledem, was mir wirklich reelle Angst gemacht hat, von den Momenten, wo man um sein eigenes Leben bangt, dies war DER Moment, der fast alle übertrumpft.
Tips:
- Bitte tretet den Weg niemals an, wenn ihr auch nur noch den kleinsten Kater vom Vorabend haben solltet!
- Geht den Weg nach Möglichkeit mit einem oder mehr Menschen (dies ist sozial sehr wichtig, da man sich gegenseitig aufbauen und bei der Stange halten sollte).
- Im Sommer kann es noch viel weniger erträglich sein, in das Tal hinab zu steigen, da die Höhe, Stärke der Sonne und die Temperatur allgemein das ganze stark erschweren würde (im Januar 2008), als ich da war, kam die Sonne noch nicht mal ganz über den Bergrücken und die Temperatur und der leichte Wind sorgten wenigstens, was das betrifft, für weniger Probleme.
- Nehmt alles, was ihr braucht in Rucksäcken mit, da Taschen einfach zum Ausgleichen der Bewegungen hinderlich sind.
- Gutes Schuhwerk bedeutet GUTES SCHUHWERK! (Meine Skaterschuhe waren einfach MIST!)
- Wer irgendwelche (Nordic-Walking oder) Hiking-Sticks (Wander/Kletterstäbe) hat, der wäre gut bedient, diese zu nutzen, weil man damit gerade beim Abstieg (aber auch beim Aufstieg an heiklen stellen) gut für Kraftverteilung sorgen kann.
- Zwei Liter Wasser sind für beide Wege an einem Tag & mit nur kurzem Aufenthalt am Strand eindeutig zu wenig. Essen muss man hingegen kaum (Man beachte nur ein bisschen seinen Blutzucker)!
- Bedenkt die Pausezeit am Strand, weitere und leider auch zunehmend häufigere und längere Pausen auf dem Rückweg, die ggf. anstehende Dämmerung. Bei Dunkelheit ist der Weg nicht zu machen. Ich habe es gerade so eben noch geschafft. (Schaut nach, wann der Sonnenuntergang zur Jahreszeit ansteht, wenn ihr da seid).
- Schaut auch vorher in den Gezeitentabellen nach, wann dort Ebbe ist (nehmt die Zeit von Las Palmas + ca. 5 Minuten), weil der zweite Strand zuläuft und man so nur noch schwimmend (doof mit Kamera) den ersten Strand erreichen kann (und nur so den Rückweg antreten kann).
Ich habe jetzt ein Problem mit meinem linken Knie (und der Kniescheibe oder einem Muskel/Sehne eben dort, oder was auch immer, da ich auf dem Abstieg irgendwie nicht gut ausgeglichen habe / wohl leicht abgerutscht bin. Der Schmerz war auf dem letzten Kilometer unerträglich, aber die Angst vor der Nacht trieb mich voran).
Kläre ich, bei fehlender Genesung noch, was dies wirklich ist. – Diclophenac hat das Problem jedenfalls innerhalb von drei Tagen gelöst – interner Bluterguss im Knie.